Die schulische Auseinandersetzung mit Genoziden und staatlichen Gewaltverbrechen im Spannungsfeld von ,,Holocaust Education“

Als 1998 der chilenische Diktator Augusto Pinochet wegen begangener Verbrechen während der Militärdiktatur auf Antrag des spanischen Untersuchungsrichters Báltazar Garzón per internationalem Haftbefehl für mehr als ein Jahr in London in Untersuchungshaft genommen wurde, hatte dies exemplarischen Charakter: Erstmals wurde aller Welt vor Augen geführt, dass Politiker, die schwere Menschenrechtsverletzungen begangen hatten, trotz Zusicherung von Straffreiheit im eigenen Land sich nicht mehr sicher sein konnten, ausländischen Boden zu betreten. Obwohl er schließlich auf Druck der chilenischen Regierung nach 504 Tagen ,,aus Gründen der Humanität“ nach Chile zurückkehren durfte, war die Welt des ,,Senators auf Lebenszeit“ nicht mehr die alte – vor einer internationalen Bühne waren im Zuge des Auslieferungsverfahrens die Verbrechen der chilenischen Militärregierung abgehandelt worden und auch im eigenen Land hatten sich die Dinge grundlegend geändert: ,,Pinochet hatte Chile Richtung London als omnipotente politische Figur verlassen, und nun kam er mit angeschlagenem öffentlichen Image zurück, als alter Diktator mit krimineller Vergangenheit.“ Wegen diverser ausländischer Auslieferungsbefehle musste er – mit staatlicher Rückendeckung – auch nach seiner Rückkehr in Chile untertauchen.