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Open Access Alexander Wohnig: Zum Verhältnis von sozialem und politischem Lernen. Eine Analyse von Praxisbeispielen politischer Bildung, Wiesbaden: SpringerVS 2017, 425 S. (Jahrbuch für Pädagogik 2017)

Die Frage nach dem Verhältnis von sozialem und politischem Lernen gehört zu den Dauerbrennern wissenschaftlicher Beschäftigung mit politischer Bildung. Ihre auch über ein kleines akademisches Feld hinausweisende Bedeutung erhält diese Verhältnisbestimmung nicht zuletzt deshalb, weil durch sie durchaus große theoretische Fragen aufgeworfen werden: So geht es einerseits darum, ob der Begriff ,,Demokratie“ in erster Linie oder ausschließlich ein politisches System bezeichnet oder ob sein Bedeutungsgehalt soweit in den Mikrokosmos des zwischenmenschlichen Umgangs hineinreicht, dass bereits individuelle Verhaltensweisen – wie Kooperationsfähigkeit, Verzicht auf die Anwendung von Gewalt oder der Einsatz für Andere – als Bestandteile eines ,,demokratischen Habitus“ interpretierbar werden, dessen politische Bedeutung in der Etablierung von ,,Demokratie als Lebensform“ bestehe. Eine besondere zeitdiagnostische Brisanz kommt diesen Fragen nicht zuletzt dadurch zu, dass bestimmte Formate sozialen Lernens (insbesondere das so genannte ,,Service Learning“) auffallend zu einer Sozialpolitik passen, die in Ehrenamt und bürgerschaftlichem Engagement eine Säule des Sozialsystems ausmacht, die einen zunehmend ,,schlanken“ Staat von der Erfüllung sozialpolitischer Aufgaben entlasten könnten. Die Förderung des Ehrenamts droht so – im Namen einer lebendigen Demokratie – Sozialabbau zu flankieren.

Document Type: Research Article

Publication date: 31 December 2017

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  • Das Jahrbuch für Pädagogik macht es sich seit 1992 zur Aufgabe, Diskurs- und Realentwicklungen in Pädagogik und Bildungspolitik kritisch zu begleiten und aus bildungs- und gesellschaftstheoretisch interessierter Perspektive zu beleuchten. Als bildungstheoretische Leitidee gilt ein Konzept von Mündigkeit, welches historisch und theoretisch im internen Zusammenhang von Aufklärung, Demokratie und Bildung gründet. Pädagogik wird als ein spezifisches theoretisches und praktisches Handlungsfeld von Gesellschaft begriffen. Nach dem Verständnis des Jahrbuchs können daher Fragen von Bildung und Erziehung nicht allein aus der disziplinären Perspektive der Erziehungswissenschaft bearbeitet werden, sondern bedürfen interdisziplinärer gesellschafts- und humanwissenschaftlicher Zugänge. Der interdisziplinäre Horizont und die Verknüpfung von bildungs- und gesellschaftstheoretischen Sichtweisen schlagen sich sowohl in der Wahl der Jahresthemen wie der Autorinnen und Autoren nieder. Einen markanten Zug im Profil des Jahrbuchs bildet die zentrale Bedeutung des Jahresthemas, auf welches sich nahezu alle Beiträge beziehen, so dass jeder Band als jährliches Periodikum zugleich ein Aufsatzband zu einer thematischen Fragestellung ist.
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