
Viel heiße Luft: Political Correctness und ihre Kritiker. Ein Essay
Zusammenfassung:
Politisch korrekte Sprache startete als sinnvolle Idee, um Diskriminierungen bereits im sprachlichen Ausdruck aufzuspüren. Später rückte sie vor allem in den Fokus, weil neurechte Agitatoren sich auf das Konzept stürzten und es demagogisch ausbeuteten. Eine bereits im Begriff abgelegte Ungenauigkeit ist dafür dienlich: ,,Korrekt“ bedeutet in erster Linie richtig und grenzt sich von falsch ab. Mit politisch korrekter Sprache sind aber eigentlich ethisch-politische Interventionen gemeint, die sich nicht auf eine zweiwertige Differenzierung reduzieren lassen. Neurechte Akteure nutzen diese Dopplung im Begriff geschickt und verschieben assoziativ die Debatte von einer komplexen ethischen zu einer von richtig und falsch. Von dort aus ist es wiederum nur ein kleiner Schritt zu verboten und erlaubt, was es demagogischen Akteuren ermöglicht, sich und ihre Klientel als Opfer zu inszenieren. Allerdings haben auch progressive Debatten zu politisch korrekter Sprache einige Untiefen. In manchen Varianten kommt ein instrumentelles Bild von Sprache zum Vorschein: Wird das Wort getilgt, verschwindet auch die Sache. Dieser simplifizierende Zugriff wird etwa an Versuchen deutlich, diskriminierende Begriffe mithilfe von Abkürzungen zu verbergen. Zudem laufen manche Spielarten von PC Gefahr, über die permanente Benennung und Betonung diverser Identitäten einem versteckten kulturellen Essentialismus aufzusitzen.
Politisch korrekte Sprache startete als sinnvolle Idee, um Diskriminierungen bereits im sprachlichen Ausdruck aufzuspüren. Später rückte sie vor allem in den Fokus, weil neurechte Agitatoren sich auf das Konzept stürzten und es demagogisch ausbeuteten. Eine bereits im Begriff abgelegte Ungenauigkeit ist dafür dienlich: ,,Korrekt“ bedeutet in erster Linie richtig und grenzt sich von falsch ab. Mit politisch korrekter Sprache sind aber eigentlich ethisch-politische Interventionen gemeint, die sich nicht auf eine zweiwertige Differenzierung reduzieren lassen. Neurechte Akteure nutzen diese Dopplung im Begriff geschickt und verschieben assoziativ die Debatte von einer komplexen ethischen zu einer von richtig und falsch. Von dort aus ist es wiederum nur ein kleiner Schritt zu verboten und erlaubt, was es demagogischen Akteuren ermöglicht, sich und ihre Klientel als Opfer zu inszenieren. Allerdings haben auch progressive Debatten zu politisch korrekter Sprache einige Untiefen. In manchen Varianten kommt ein instrumentelles Bild von Sprache zum Vorschein: Wird das Wort getilgt, verschwindet auch die Sache. Dieser simplifizierende Zugriff wird etwa an Versuchen deutlich, diskriminierende Begriffe mithilfe von Abkürzungen zu verbergen. Zudem laufen manche Spielarten von PC Gefahr, über die permanente Benennung und Betonung diverser Identitäten einem versteckten kulturellen Essentialismus aufzusitzen.
Keywords: Dekonstruktion; Erwachsenensprache; Opferrolle; Politische Korrektheit
Document Type: Research Article
Publication date: January 1, 2020
- Das Jahrbuch für Pädagogik macht es sich seit 1992 zur Aufgabe, Diskurs- und Realentwicklungen in Pädagogik und Bildungspolitik kritisch zu begleiten und aus bildungs- und gesellschaftstheoretisch interessierter Perspektive zu beleuchten. Als bildungstheoretische Leitidee gilt ein Konzept von Mündigkeit, welches historisch und theoretisch im internen Zusammenhang von Aufklärung, Demokratie und Bildung gründet. Pädagogik wird als ein spezifisches theoretisches und praktisches Handlungsfeld von Gesellschaft begriffen. Nach dem Verständnis des Jahrbuchs können daher Fragen von Bildung und Erziehung nicht allein aus der disziplinären Perspektive der Erziehungswissenschaft bearbeitet werden, sondern bedürfen interdisziplinärer gesellschafts- und humanwissenschaftlicher Zugänge. Der interdisziplinäre Horizont und die Verknüpfung von bildungs- und gesellschaftstheoretischen Sichtweisen schlagen sich sowohl in der Wahl der Jahresthemen wie der Autorinnen und Autoren nieder. Einen markanten Zug im Profil des Jahrbuchs bildet die zentrale Bedeutung des Jahresthemas, auf welches sich nahezu alle Beiträge beziehen, so dass jeder Band als jährliches Periodikum zugleich ein Aufsatzband zu einer thematischen Fragestellung ist.
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